Eve goes Musical – Folge 5

Telefonieren, telefonieren, telefonieren. Nicht, dass es ununterbrochen bei ihr klingeln würde. Nein, Eve ist auf der Suche nach einem Pianisten und/oder Gesangscoach. Ihr eigener Gesangslehrer steckt in einer Opernproduktion und hat keine Zeit. Sie erwischt niemanden, der am Wochenende Zeit für sie hätte. Also bleibt ihr keine Wahl: Sie muss nach Hamburg fahren und sich dort nach Noten mit CD umsehen. Was für ein Glück, dass sie heute keine anderen Termine hat! Mehr als zwei Stunden später greift sie zum Handy, wählt. „Ist dort die musikalische Beratung?“

Osterschaf macht blau

Soll ich es ausbrüten oder verstecken?

Sie trampeln die Deiche im nördlichsten Bundesland fest. Sie erfreuen im Frühjahr mit ihrem absolut wonnigen Nachwuchs. Und sie haben sogar Sinn für Humor? Nein, diese Schafe in blau sind auch in Schleswig-Holstein so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau. Kein Osterlamm, eher ein Hasenschaf oder doch lieber ein Schafhase? Jedenfalls sind die langen blauen Ohren ein Hingucker, der die Autofahrer am benachbarten Kreisel vor Verwunderung auf die Bremse treten lässt. Auch eine Möglichkeit der Geschwindigkeitsreduzierung. Dank an das Pflanzencenter, das für diese ausgefallenen Verkehrsschilder sorgte.

Eve goes Musical – Folge 4

Die Nacht zum Donnerstag fällt – der Adrenalinsättigung entsprechend – kurz aus. Gut so. Deshalb hat Eve am morgen noch Gelegenheit, ihre Schwester anzurufen. Die ist eine richtige Sängerin und weiß bestimmt Rat. HILFE! Eve befindet sich im Ausnahmezustand. Sie freut sich ungeheuer, dass sie für zwei Rollen infrage käme. Die Chefin vom Altenheim und eine Frau im Reisebüro. „Aber für die Rentnerrolle sind Sie zu jung“. Eve fühlt sich geschmeichelt, aber sie hat auch Angst sich und die vertrauensvolle Castingfrau zu enttäuschen. Dick und drohend steht ihr Perfektionismus vor ihr und fletscht seine hässlichen Zähne. Sie weiß, dass sie ungeheuer Gas geben muss und hat keine Vorstellung davon, wo das Gaspedal ist.

Eve goes Musical – Folge 3

Wie gut, dass im Moment so viel zu tun ist. Eve hat kaum Zeit, an den ausstehenden Rückruf aus Hamburg zu denken. Termine wie Konzerte, Jahreshauptversammlungen und Krankheitsvertretung halten sie auf Trab. Und schwups ist das arbeitsreiche Wochenende schon vorbei, als der nächste Anruf kommt. „Das sieht ja gar nicht schlecht aus“, findet der Verbündete aus der Presseabteilung. Er will Lebenslauf und Fotos an die zuständige Kollegin weiter reichen. Die wird sich dann bei Eve melden. Tatsächlich?

Neulich bei Aldi

Ach je, Mittwoch! Der Tag, an dem Angebotsalarm ist. Der Tag, an dem der Raum zwischen den Regalen auf ein gefühltes Zehntel seiner normalen Größe schrumpft. Der Tag, an dem Kunden sich verhalten, als würden morgen weltweit alle Geschäfte geschlossen. Aber was hilfts, wenn der Kühlschrank leer ist? Wagemutige Normalkäufer wählen klug die Mittagszeit für ihren Besuch. Doch sie sind nicht die Einzigen. Zwischen Vormittagskurs „PC für Senioren“ und Nachmittagstanzkreis schauen auch andere vorbei. Sie erhöhen den sonst gemessenen Altersdurchschnitt der Kunden locker um dreißig Jahre. Und sie haben Zeit. Mal eben durchwutschen und das Nötigste zusammenraufen? Daraus wird nichts. Die Frage, was beim Kartenspiel als Knabberei gereicht werden soll, hat schließlich existentielle Bedeutung. Pech gehabt. Überall sorgsam prüfende ältere Mitmenschen. Da geht es nicht nur um den Preis, da ist auch Qualität gefragt. „Entschuldigung, darf ich mal kurz nach den Bananen sehen?“ – „Aber selbstverständlich.“ Der ältere Herr lächelt breit: „Ist nicht mehr so doll, aber ich nehme dann das, was übrig bleibt.“ – „Das ist aber nett.“ – „Ja, so bin ich. Es muss auch nette Menschen auf dieser Welt geben.“ Bloß schnell weg, da will sich jemand unterhalten. Trotzdem: Irgendwie hebt das die Stimmung.

Eve goes Musical ­– Folge 2

Das geht aber schnell. Schon am nächsten Tag erhält Eve einen Anruf von der Presseabteilung. Die Reportage ist kein Problem. „Ich habe da eine ganz verrückte Idee. Sie dürfen jetzt gern lachen“, nimmt Eve ihren ganzen Mut zusammen. Sie gesteht, dass sie gern selbst am Casting teilnehmen würde. Der freundliche PR-Mann macht eine Pause. Aber er lacht nicht gleich los. „Ich finde die Idee eigentlich ganz charmant“, sagt er schließlich.

Eve goes Musical – Folge 1

Nein, die Idee ist wirklich zu verrückt. Eve sitzt am Frühstückstisch mit der Zeitung in der Hand. Sie hat gerade einen Artikel zum Start des Udo-Jürgens-Musicals gelesen. „Das Casting beginnt im März.“ Dieser Satz hat es ihr besonders angetan. Eve ist nicht nur Journalistin, sondern auch ein Bühnenmensch. Tanzen, singen, schauspielern. Das ist ihr Hobby. Und dann fällt Eve dieser Artikel ins Auge und die verrückte Idee wird größer und größer in ihrem Kopf. Geh weg!

Neulich in der Disco

So ein Ehemaligen-Treffen hat doch was für sich. Mal wieder wie früher fühlen, Discobesuch á la Teenager inklusive. Wie gut, dass noch ein Tisch an der Tanzfläche frei ist. Und jetzt ein Gin Tonic her! Wie, den gibt’s hier nicht? Keine alkoholischen Getränke auf der Karte. Ach ja, der Jugendschutz. Alkoholverbot in den fraglichen Etablissements. Na gut, dann eben doch Cola. Was stinkt hier eigentlich so? Rauch kanns nicht sein. Rauchverbot in der Öffentlichkeit zum Nichtraucherschutz. Das Ergebnis dezenten Schnüffelns: körperliche Ausdünstungen. Keine Frage, die Tanzenden schwitzen und das müffelt arg. Aber Moment mal: Wonach tanzen die eigentlich? Von Musik ist nichts zu hören, trotzdem ein wild-chaotisches Gezappel auf der ziemlich vollen Fläche. Jeder hat seine Stöpsel in den Ohren. Individuelle Beschallung. Ist Musik jetzt zum kollektiven Gehörschutz auch schon verboten? Wen wundert es da, dass selbst bei der Bedienung keine freundliche Stimmung aufkommen will, als endlich die Getränke fertig sind. Merkwürdige Träume, nachts um drei. Macht überhaupt keinen Spaß.

Für S.S. aus T. Alles Gute zum Geburtstag!

Fälscherwerkstatt entdeckt

Harmlos sieht es aus, das Dorf Ellerhoop. Doch wie so oft, haben es gerade diejenigen faustdick hinter den Ohren, bei denen es nicht erwartet wird. Denn in dem kleinen Ort nahe der Autobahnausfahrt Tornesch an der A 23 ist jetzt eine Bande von Bernsteinfälschern entdeckt worden. Tatort: Hinterzimmer.

Neulich auf dem Wochenmarkt

Kurz vor Mittag. Die Reihen der Kunden sind überschaubar. Bis auf einen Stand mit Blumen. Was gibts denn da? „Ich kann mich nicht entscheiden, suchen Sie erst mal.“ Eine Frau tritt zur Seite und läßt eine andere an den schmalen Platz, der Kommunikation mit der Verkäuferin erlaubt. Sehr rücksichtsvoll, wo alle schnell nach Hause zum Kochen wollen. „Stimmt es eigentlich, dass Tulpen weniger schnell wachsen, wenn man Aspirin ins Wasser tut?“ will sie wissen. Die hat es offensichtlich auf das Tagesangebot (20 Tulpen für fünf Euro) abgesehen. Die Verkäuferin lächelt milde. Erst will sie sich dazu gar nicht äußern, dann beginnt sie einen Vortrag. Nein, Aspirin helfe nicht, ebenso wenig ein Anpieken unterhalb der Blüte. Die Wartenden spitzen die Ohren. „Die Tulpe an sich ist dumm“, belehrt die Fachverkäuferin ihre Kundin. Kein Platz für ein Gehirn, die Arme. „Sie trinkt so viel Wasser, wie sie kriegen kann. Das Ergebnis: Sie wächst.“ Die Verkäuferin wickelt die inzwischen ausgesuchten beiden Bund der Zwiebelpflanze einmal gelb gefüllte, einmal orangefarben gestreifte Blüten in Papier. Der finale Tipp: Höchstens zwei Zentimeter Wasser pro Tag in die Vase und täglich neu anschneiden. Tulpengrips wächst durch Trockenlegen.